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SÜDOST-ASIEN FLASH 1992-2017

Mein Blick zurück und nach vorne!

Vor 25 Jahren habe ich meine Diplomarbeit an der Uni über die wirtschaftlichen Eigenheiten einiger Ländern in Südost-Asien verfasst, nachdem ich zuvor mehrmals diese Region bereist hatte. Singapur war Anfang der 90er Jahre ein sog. „Tigerstaat“, also ein Schwellenland auf dem rasanten Weg zur Industrienation. Die Volkswirtschaften Thailands (trotz Tourismus), Malaysias, Indonesiens und Vietnams lagen damals in der Entwicklung sehr weit hinter Singapur zurück.

Seither hat sich dort jedoch sehr viel verändert?  Einige Veränderungen zu früher konnte bei meinen Arbeits-Einsätzen in den vergangenen paar Jahren – und ganz speziell heuer in den letzten 4 Wochen –  dort beobachten. Diesen Flash möchte ich mit Ihnen teilen. Was ist mir positiv aufgefallen und wo haben diese Länder zum Teil noch ein paar Herausforderungen zu meistern?

Mit unkonventionellen Lösungen zum Ziel

Das können sie immer noch, die Südostasiaten. Improvisieren. Oft auch aus der gewohnten „Not-macht-erfinderisch-Situation“ heraus, ist dies schon fast zur Mentalität geworden. Im Gegensatz zu unserem Hang zum Perfektionismus (insbesondere im DACH-Raum) reichen hier oft 90%-Lösungen schon aus, um ein Kundenbedürfnis zu befriedigen. Bekanntlich sind die letzten 10% einer Lösung die aufwendigsten. Der Kernnutzen für den Kunden wird hier im Auge behalten. Wir schaffen in vielen Fällen krampfhaft einen künstlichen Zusatznutzen, weil uns das immer wieder von Marketing-Gurus so gepredigt wird. Leider estimieren die Kunden diesen (kostenintensiven) Zusatznutzen nur ganz selten. Innovationen sollten beim Kern-Nutzen ansetzen!

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Marktpotenziale, Wachstum und Exportchancen

Von den Marktpotenzialen sowie vom Marktwachstum im ASEAN-Raum können wir Europäer nur träumen. Mich verblüffen hier immer wieder 2 Fakten:

  1. Schon die eigenen Inlandsmärkte sind gigantisch gross. Beispielsweise hat Indonesien über 260 Mio. Einwohner und Vietnam kratzt gleich einmal an der 100 Mio.-Grenze. Dazu kommt der wachsende Konsum durch steigenden Wohlstand (v.a. in den Städten).
  2. Einerseits bieten die 10 ASEAN-Länder (rd. 600 Mio. Einwohner) ausgezeichnete Export-Chancen im Binnenmarkt direkt vor der eigenen Haustüre. Andererseits grenzt China (1,3 Mrd. Einwohner) im Norden an diese Region. Aufgrund der vielen (ehemals) chinesischen Einwanderer (v.a. in Thailand, Malaysia, Singapur), stellen die Sprachkenntnisse und familiäre Netzwerke große Chancen für den Export nach China dar.

Der Schnelle frisst den Langsamen. Und zwar pünktlich!

Von der Schnelligkeit und der Konsequenz in der Umsetzung von Massnahmen bin ich immer wieder fasziniert. Konkret erlebe ich das immer wieder bei Management-Audits in Unternehmen. Hiermit werden Verbesserungspotenziale aufgezeigt, welche das Management – fast immer – sehr konsequent und in kürzester Zeit im eigenen Unternehmen dann umsetzt. In Europa werden oft zuerst die Schuldigen gesucht, dann in vielen (teils unnötigen) Sitzungen ein Massnahmenplan festgelegt und schlussendlich irgendwann einmal halbherzig (Alibi-Aktion)  umgesetzt.

War vor 25 Jahren der Begriff ZEIT sehr oft dehnbar. Sehr zum Ärger von mitteleuropäischen Geschäftspartnern oder Kunden. Erfreulich habe ich festgestellt, dass sich die Pünktlichkeit (somit auch Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit) im professionellen Bereich stark verbessert hat. Sehr zur Freude von uns DACH-Region-Menschen 😉

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Marketing Creativity

Da ich auch in Vietnam seit Jahren Marketing unterrichten darf, schaue ich immer wieder, was es da so Tolles aus diesem Bereich gibt. Viele kreative und auch mutige Marketing-Ideen habe ich bestaunt. Vietnam ist beispielsweise für Coca-Cola ein beliebter Testmarkt für neuartige Marketing-Aktionen (z.B. Emoticons, TET). Hier ein wirklich gelungenes Beispiel für Marketing Creativity in Form einer Buswerbung in Singapur (Aug. 2017). Beachten Sie die realen Kisten mit Äpfeln auf dem Dach des Busses.

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Stiefkind Umweltschutz 🙁

Dieses Thema berührt mich persönlich sehr stark. Das Thema Umweltschutz ist – mit Ausnahme von Singapur – m.e. die grösste Herausforderung für die Länder in Südost-Asien. Zum einen geht es um den liederlichen Umgang mit dem Müll und dessen spätere  Verwertung. In einigen Ländern scheint mir in diesem Thema die Uhr 1992 leider stehen geblieben zu sein…

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Zum anderen geht es um die katastrophale Luftqualität in vielen Großstädten aufgrund des gigantischen und rasanten Verkehrsaufkommens. Kein Wunder, dass fast alle Motorrad-FahrerInnen nur noch mit Mundschutz fahren und ihre (Büro-)Kleidung durch Regenmantelähnliche Umhänge vor Russ schützen.

Dieser kurze Videoclip soll Ihnen einen Eindruck von den Straßen einer Großstadt vermitteln.

In Singapur (der sog. „Schweiz Südostasiens“) scheint das Thema Umweltschutz aufgrund deren drakonischen Strafen-Kultur seit Jahrzehnten zu funktionieren.

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Beispiel: 620 Euro zahlt ein Raucher hier als Strafe! In noch keinem Land habe ich eine solch saubere U-Bahn gesehen.

Ob das auch ein Weg für die anderen Länder sein mag? Ich denke JA! Im Sinne der Umwelt und zukünftiger Generationen sollten diese nicht immer so sehr „Demokratie-affinen“ Länder zu diesem Mittel auch im Umweltschutz greifen. Beispielsweise wird die Sturzhelmpflicht für Motorräder (Mopeds) in mehreren Ländern heute sehr gut eingehalten. Die Strafen für Fahren ohne Helm liegen beispielsweise beim dreifachen Kaufpreis eines neuen Helms. Es scheint zu klappen…zumindest in den Städten, wo die Polizei die Vergehen strikt ahndet. In ländlichen Gebieten, schaut es noch anders aus…;-)

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Landflucht und sichtbare Armutsschere

Dass die Armutsschere immer weiter auseinander geht ist klar sichtbar. Auf dem Land herrscht die Armut und in den Städten sieht man vereinzelt protzenden Reichtum. Da es kaum lukrative Arbeitsplätze am Land gibt, führt dies als Konsequenz immer noch zur traditionellen Landflucht. Die Städte wachsen daher viel zu schnell. Infrastruktur, Wohnraum, Verkehr und Umweltverschmutzung, das sind die großen Herausforderungen für die Städte, die sie nur schwer stemmen können.

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Porsche vs. Rikscha

Kundenorientierung in Südost-Asien: SMILE

Vor 25 Jahren hiess es, dass ausschließlich die – fast immer lächelnden – ThailänderInnen die Nummer 1 in punkto Kundenorientierung seien. Unter anderem läge dies auch an der (buddhistisch geprägten) Kultur in Thailand. Kundenorientierung ist eine (persönliche) Einstellung bzw. Mindset. Sie ist nur sehr bedingt abhängig von der Kultur. Nicht nur die beiden Tourismus-Hotspots Thailand (Buddhismus) und Bali (Hinduismus) leben uns das schon seit Jahrzehnten vor. Auch andere Länder können dies mittlerweile sehr gut. Trotz ihren erschwerten kulturellen und gesellschaftspolitischen Startbedingungen. Ja, ich traf bisher viele Menschen, die sehr sehr wohl kundenorientiert sind und unternehmerisch denken, obwohl sie Jahrzehnte lang in einem „strengen“ politischen System aufgewachsen sind. Viele erfreuliche Beispiele von gelebter Kundenorientierung durfte ich bisher in Südost-Asien erleben. Dennoch, es gibt gerade in diesem Thema noch an vielen Orten in Südost-Asien einiges zu tun. Natürlich auch bei uns in Europa 😉

Daher hört man in den meisten meiner Marketing-Seminare auch immer den Satz: „Marketing = SMILE“. Ein Lächeln kostet nichts und bringt so viel. Für uns selber, meine ArbeitskollegInnen und besonders für den Kunden.

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„Marketing = SMILE“

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