MACH DICH ENTBEHRLICH!
Vermutlich war das für mich der wichtigste Leitsatz für das Geschäftsleben, den ich vor über 20 Jahren in einem Management-Seminar von Mario Brühlmann in der Schweiz hörte. Drei Aspekte daran finde ich spannend. Zum einen, dass ich danach auch versuchte, mich in meinem Job als Marketing- und Verkaufsdirektor entbehrlich zu machen und dann etwas mehr als 10 Jahre später daraus die Konsequenzen zog, um selbständig zu werden. Zum zweiten, dass ich auch nach all dieser langen Zeit immer noch partnerschaftlich mit jenem Mann zusammenarbeite, der mir damals diesen Satz sagte. Und zum dritten, dass ich einen Unternehmer in Vorarlberg kenne, der dieses Motto äußerst mutig und einmalig in der Praxis umsetzte.
Atypisches Interim Management
Wer mich kennt, der weiss, dass ich ein „atypischer Interim Manager“ bin. Warum? Weil ein „typischer Interim Manager“ ist meist mit 100 % seiner Kapazität über mehrere Monate in einem einzigen „Mandat auf Zeit“ engagiert. Mein Geschäftsmodell basiert neben dem Interim Management auch noch auf anderen Standbeinen (z.B. Business Coaching; Mitarbeiter- und Management-Trainings; Nischen-Marketing). Aus diesem Grund will ich mich nicht über einen längeren Zeitraum hinweg mit meiner gesamten Kapazität auf nur ein einziges Kunden-Projekt fokussieren. Es müssen immer mehrere Projekte parallel laufen können. Zudem habe ich einen klaren Fokus als „KMU-Generalist“ auf einen lokalen Aktionsradius, der sich „Großraum RHEINTAL“ nennt. Dieser umfasst primär Vorarlberg, Liechtenstein und die Ostschweiz.
Bin dann mal weg!
Im Jahr 2020 sagte mir ein langjähriger Kunde, dass er im kommenden Jahr ein sog. „Sabbatical“ machen will. In diesen ca. 6 Monaten möchte er sich dann voll und ganz seiner Jung-Familie sowie privaten Agenden widmen. Nach 10 Jahren als geschäftsführender Gesellschafter einer Unternehmensgruppe in Familienbesitz wolle er für eine bestimmte Zeit einmal ganz etwas anderes tun. Er fragte mich, ob ich interimistisch für diese 6 Monate einen Teil seiner Aufgaben und Verantwortungsbereiche übernehmen kann. Natürlich sagte ich ihm zu. Sein großes Vertrauen ehrte mich und die Herausforderung klang spannend. In der Folge haben wir ein paar Monate vor dem geplanten Datum mit all den Vorbereitungen begonnen und schrittweise betroffene Personen (interne und externe) in das Vorhaben involviert.
Mach dich entbehrlich!
Dass eine solche geplante Abwesenheit überhaupt möglich ist, das setzt meines Erachtens neben großem Mut und Vertrauen eines voraus: Einen (vor)gelebten Management-Stil im Unternehmen, frei nach dem Motto „Mach dich entbehrlich!“. Dieser besagte Geschäftsführer hat das mehr oder weniger all die Jahre praktiziert, ohne dass es Dritten groß aufgefallen wäre. Aber eben genau jetzt – im Sabbatical – war diese Facette der Unternehmenskultur enorm hilfreich. So konnten seine umfassenden Verantwortungsbereiche und Aufgaben als Alleingeschäftsführer auf mehrere Personen verteilt werden. Es sagte dabei niemand „Das geht nie!“. Nein, alle zogen am gleichen Strick, in dieselbe Richtung und gemeinsam haben wir die 6-7 Monate dann ohne ihn gemeistert. Und stellen Sie sich vor: Das Unternehmen gibt es heute immer noch und es wurde nicht an die Wand gefahren 😉
Interim Management als Problemlösung
Eine geplante Abwesenheit mit Vorlaufzeit ist ja grundsätzlich etwas Erfreuliches. In obigem Fall wurde diese so gut als möglich vorbereitet. Natürlich, alles kann man im Voraus nie berücksichtigen und vorbereiten. Hier gilt in einem bestimmten Maß „Mut zur Lücke!“. Bei einer ungeplanten und plötzlichen Abwesenheit (z.B. durch Krankheit, Unfall) liegt der Fall schon etwas schwieriger. Hier fehlt dann meist eine gemeinsame Vorbereitungsphase. Aber auch da kann ein Interimsmanager kurzfristig einspringen und über einen definierten Zeitraum hinweg ein vereinbartes Zeit-Pensum zur Verfügung stellen und einen Mehrwert für das Unternehmen generieren. Wenn Sie eine KMU im Großraum RHEINTAL sind und einmal einen (un)geplanten Ausfall haben, dann lassen Sie uns doch mal darüber reden.